Die Pforte in der Immunitätsmauer von Kloster Heisterbach, wohl 1919
Pastellzeichnung auf Papier, 400 x 282 mm

Abb. aus: Sehnsucht Rhein, Ausstellungskatalog Siebengebirgsmuseum 2007
Text dazu:

Das Blatt ist im Zusammenhang mit Georg Broels Mappe "Wald‑Sinfonie" entstanden, die im Format 29,5 x 40 Zentimeter von 1916 bis 1920 in München erschien. Vergleichbare Motive, besonders einen Blick in den Chorumgang der Ruine Heisterbach, wiederholte er 1927 in der Mappe "An die Heimat", in der er Motive aus dem Siebengebirge verarbeitete.

In Broels Ansichten treffen mehrere Kunstrichtungen aufeinander: Unleugbar ist noch eine enge Beziehung zum Jugendstil vorhanden, die sein Werk besonders in struktureller und kompositorischer Hinsicht beeinflußte. Daneben wurde der Symbolismus für ihn wegweisend, von einer "Sehnsucht nach der Harmonie des Waldes" erfüllt, rückt ihn diese Thematik auch wieder zu den Anfängen der Romantik und der damit einhergehenden Naturverbundenheit.

Auch in dem vorliegenden Blatt liegt der besondere Reiz der Zeichnung in der tiefen Symbolik. Hinter der Pforte des zerstörten Klosters öffnet sich der Wald in dem Licht der Baumkronen zu einem unzerstörbaren, ewigen Dom. Die Pforte ist eng mit der Sage des Mönches von Heisterbach verbunden. Auf der Innenseite der Tür erinnert daran bis heute der an Psalm 90, 4 angelehnte Spruch: Für den Herrn sind 1000 Jahre wie ein Tag und ein Tag wie 1000 Jahre.

Die Verbindung zwischen Glaube, Naturerlebnis und Waldsymbolik kristallisiert sich zu einem Sinnbild der einsamen Naturlandschaft, die für den Maler Broel zur künstlerischen Heimat wird. "Die Verlorenheit in der menschlichen Gesellschaft führt zur Flucht in die Natur", die sich in diesem Bild auch als Zuflucht erweist.