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Karl Günter Werber:
Georg Broel
Erinnerungen an einen rheinischen Maler

In diesem Jahre, 110 Jahre nach seiner Geburt am 8. Mai 1884, soll eines Künstlers gedacht werden, der ein umfangreiches Werk schuf, das bis heute noch keine angemessene Würdigung erfahren hat, eines Künstlers, der den größten Teil seines Lebens in München verbrachte, dessen Gesamtwerk aber ohne seine Heimat, den Rhein und das Siebengebirge, nicht denkbar ist: des Malers und Radierers GEORG BROEL. Broels Vorfahren stammten aus Honnef und Oberdollendorf, alteingesessenen Familien, die dem Winzerberuf nachgingen. Er besuchte die Volksschule in Honnef, später das Kalkuhlsche Gymnasium in Oberkassel. Seine ersten zeichnerischen Versuche finden sich im Poesiealbum seiner älteren Schwester: Blumen, Vögel, kleine Landschaften.

Eine kaufmännische Ausbildung in der väterlichen Holzhandlung und zur Weiterbildung in einem ähnlichen Betrieb in Regen im Bayerischen Wald, absolvierte er pflichtbewußt, aber ohne Neigung. Durch den frühen Tod des Vaters mußte er die bereits begonnene künstlerische Laufbahn - er besaß bereits im Jahre 1907 ein kleines Atelier in München - unterbrechen, um in dem ungeliebten Geschäft in Honnef nach dem Rechten zu sehen. Bei diesen Aufenthalten empfing er die ersten, nachhaltigen Eindrükke von der heimischen Natur, die für sein ganzes Leben prägend blieben.

In München lernte er den Maler Albert Weisgerber (1865-1915, im Krieg gefallen) kennen, der ihn mit fördernder Kritik bedachte. Im Jahre 1909 wurde Broel in die Malklasse von Professor Hermann Groeber (1865-1935) aufgenommen. Groeber war ein überaus geschätzter Lehrer, der an der Münchner Akademie eine ganze Generation von Malern ausgebildet hat. Im Jahre 1910 konnte Broel zusammen mit Karl Haider und Edmund Steppes in Wiesbaden und Dresden seine erste Gemeinschaftsausstellung veranstalten.

Seit dieser Zeit war er vor allem als Radierer tätig. Besonders geschätzt waren seine Exlibris (er schuf insgesamt 99 Stück). Der Hamburger Arzt Dr. Georg Kreyenberg, langjähriger Vorsitzender der Deutschen ExlibrisGesellschaft, erinnert sich: "Nachdem ich in Tübingen das Physicum gemacht hatte, ging ich nach München und bekam eine 'Bude' in der Agnesstraße. Neben mir wohnte Georg Broel, mit dem ich bald bekannt wurde. Ich glaube, es verging kein Tag, daß ich nicht zu Broel ins Atelier hinaufstieg und ihm beim Radieren zusah. Broel schenkte mir viele schöne Radierungen. Sie waren der Anfang meiner Graphiksammlung. . ."

Im Ersten Weltkrieg war Broel Leutnant und Kompanieführer in einem Bayerischen Regiment. Eindrücke von der Landschaft in Flandern hat er in einem Skizzenbuch festgehalten, das nichts vom Kriegsgeschehen verrät und nur der Natur gewidmet ist.

Im Jahre 1910 heiratete Broel eine junge, künstlerisch hochbegabte russische Emigrantin, Tochter eines vor der Revolution geflohenen zaristischen Diplomaten.

Nach dem Krieg erschienen im Verlag Bruckmann (München) seine großen radierten Mappenwerke, die "FrühlingsSinfonie" (1917, schon 1913 begonnen), die "WaldSinfonie" (1920) und der Zyklus "An die Heimat" (1923-24). Broels Hinwendung zur Radierung ist maßgeblich beeinflußt worden von dem damals zeitweise in Honnef ansässigen Maler und Radierer Heinrich Reifferscheid (geh. 1872 in Breslau, gest. 1945 in Niederdollendorf). Reifferscheid wirkte als Professor an der Düsseldorfer Akademie, später in Bonn. Als Enkel Karl Simrocks bewohnte er das Landhaus seines Großvaters in Menzenberg bei Honnef.

In den letzten Jahren seines Lebens wandte sich Broel mehr und mehr der Ölmalerei zu und Motiven der bayerischen Landschaft, wobei er viele radierte Werke auf der Leinwand neu erstehen ließ. Broel beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, auch an der großen Romantikerschau im Münchner Glaspalast, die im Jahre 1931 verbrannte.

Er starb am 11. Januar 1940 in München, der Stadt, die ihm zur zweiten Heimat geworden war.
Das sind die äußeren Umstände seines Lebens.

Die Schwester des Künstlers, Regina Broel, die ihn Jahrzehnte überlebt und seinen Nachlaß liebevoll betreut hat, bemerkte einmal etwas ironisch, die Vorliebe ihres Bruder für den Wald und seine Bäume sei wohl zurückzuführen auf den ungeliebten Beruf des Vaters. Vielleicht brachte ihn das Studium der Baumstämme aus den heimischen Wäldern, die im Holzlager der väterlichen Firma lagerten, dazu, den Ursprung dieser Objekte häufiger aufzusuchen! Denn das große Thema seiner Kunst war nicht nur die Natur im allgemeinen, sondern vor allem der Wald. Immer wieder haben den Künstler Bäume, Äste, Zweige fasziniert. Seine Skizzenbücher quellen über von Baumstudien und Baumporträts, vor allem solchen mit bizarren, knorrigen Formen. Jeder Baum wird wie ein Individuum gesehen, wie ein von starkem Eigenleben erfülltes Naturwesen. Aus den zahllosen Einzelstudien entstanden später die mit äußerster Akribie gestalteten Kompositionen, die radierten "Sinfonien".

Wenn das Erlebnis des Waldes auch stark beeinflußt ist von der urtümlichen Landschaft des Bayerischen Waldes, so sind auch immer wieder Jugendeindrükke beteiligt: Erinnerungen an Wanderungen im Siebengebirge, die der Künstler mit sich herumtrug und später verarbeitete. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist die Radierung Nr. 9 des Zyklus "An die Heimat", auf welcher die mächtigen Stämme des Buchenhochwaldes des Heisterbacher "Mantels" mit den architektonischen Formen der Klosterruine zusammenklingen.

Broels Naturempfinden war spontan. Davon zeugen zahlreiche Farbskizzen, und leicht hingeworfene Bleistiftstudien, wurde aber im Verlauf seiner künstlerischen Entwicklung mehr und mehr von einer grüblerischen Neigung geprägt, die sich nicht darauf beschränkte, Natureindrücke realistisch wiederzugeben, sondern bemüht war, die Sprache der Malerei mit der Sprache der Poesie zu verbinden. Gleichzeitig ist ein starker illustrativer und dekorativer Zug vorherrschend, den der Künstler nie ganz überwand, und der typisch ist für die frühen Münchner Jahre, in welchen er von den künstlerischen Strömungen seiner Zeit beeinflußt wurde, vor allem vom Jugendstil. Wenn in den Ölstudien jener Zeit auch Einflüsse zeitgenössischer Vorbilder des Impressionismus (Liebermann, Trübner) zu erkennen sind dies ist nur eine flüchtige Episode - so setzen sich Jugendstilelemente immer wieder durch. Dies gilt nicht nur für die zahlreichen gebrauchsgraphischen Arbeiten und den floralen Dekor der Exlibris, sondern auch für den Aufbau, den Bildausschnitt und die Ornamentik der großen radierten Blätter der zwanziger Jahre.

Broels illustratives Talent machte ihn zu einem beliebten Mitarbeiter der "Jugend" und vor allem über viele Jahre des "Simplizissimus". Hier schuf er u. a. Illustrationen für Gedichte von Hermann Hesse und Ludwig Thoma, was ihm den Titel "Lyriker mit der Radiernadel" einbrachte. Später dominieren freilich immer stärker Einflüsse der späten Romantik. Mit den Romantikern verbindet ihn die intensive Schau der Natur, die poetische Durchdringung und Vertiefung des unmittelbaren Eindrucks und der vor allem im Spätwerk ausgeprägte Hang zur Reflexion.

Broels späte Landschaftsbilder sind, wie die seiner großen Vorbilder C. D. Friedrich und Hans Thoma "ldeallandschaften". Broel war kein Vedutenmaler, der seine Motive "abkonterfeite". Seine großen Landschaftsporträts sollen, bei aller Sorgfalt der technischen Durchführung, die freilich oft an Perfektionismus grenzt, nicht bloßes Abbild sein, sondern Sinnbild. Der Maler sucht den Einklang mit der Natur und auch dem Betrachter soll dieses Erlebnis emotional zuteil werden.

Die Blätter der radierten "Sinfonien" wollen nicht einzeln für sich betrachtet werden, sie bilden zusammengenommen und in strenger Reihenfolge ein "Programm". Häufige Themen sind etwa "Durch Nacht zum Licht", "Werden und Vergehen", "Ruhe und Bewegung". Die Bezeichnung "Sinfonie" drückt den Versuch aus, "Musik für die Augen" zu komponieren, wobei jedes Blatt seinen eigenen Rhythmus hat. "Bei Broel", so schreibt R. Braungart, "vollzieht sich die Komposition des Bildes einschließlich seiner Umrahmung nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten. Ist das Grundmotiv Ruhe, Heiterkeit und Frieden, so verebben alle Linien in sanften Wellen. Verlangt das Motiv Unruhe und Kampf, so laufen alle Linien durcheinander, bekämpfen sich und ballen sich zu wilden Knäueln zusammen . . . " Beim Bildaufbau ist auch der "goldene Schnitt" ein wesentliches Gestaltungselement. Mit diesem mathematischen Prinzip hat sich Broel in einer Reihe von Kompositionsstudien auseinandergesetzt.

Es ist auf die" rückläufige" Entwicklung aufmerksam gemacht worden, die im Werk Broels zu verfolgen ist. Die frühen Arbeiten sind, wie schon festgestellt wurde, ganz den Tendenzen der Zeit verhaftet. In einer Tagebucheintragung bezeichnet er sich einmal als "Farbenmenschen", dem die frische Unmittelbarkeit eines Motivs über alles geht, "denn sobald der erste Eindruck verblaßt ist, verfällt man auf Nebensächlichkeiten ..."

In vielen seiner späten Arbeiten gibt es keine "Nebensächlichkeiten". Hier ist eine Detailbesessenheit am Werke, die nichts übersieht, Großes und Kleines mit gleicher Akribie festhält und ein Ölbild wie mit der Radiernadel gestochen und seltsam unlebendig, ja erstarrt erscheinen läßt. Der immer stärker hervortretende metaphysische Zug läßt zuweilen Anklänge an den Symbolismus erkennbar werden: in der Abkehr vom Realismus und in dem Versuch, durch die Darstellung einer Traumwelt eine jenseits der Dinge liegende "Wirklichkeit" aufzudecken. Diese erträumte "Wirklichkeit" soll das ist die Intention des Künstlers nicht intellektuell begriffen, sondern nur erahnt und einfühlend nacherlebt werden.

Im Gegensatz zu seinem Malerfreund Albert Weisgerber, dem der Absprung vom Jugendstil zum Matisse-Kreis und zum frühen Expressionismus gelang, fand bei Broel die "Moderne" nicht statt. Er blieb bis zu seinem frühen Tode der Romantik und ihrer poetischen Erhöhung der Realität verhaftet. Freilich zeigt bei ihm die Natur nicht nur besinnliche Züge und die Flucht aus dem Alltag führt nicht immer in die erträumte Idylle.

Wie bei den großen Landschaftsmalern früherer Jahrhunderte, bei Ruisdael etwa oder bei C. D. Friedrich, nehmen die Merkmale von Isolation und Weltflucht oft menschenfeindliche Züge an und nicht immer gelingt es dem Künstler, in den ersehnten Einklang mit der Natur auch den Betrachter einzubeziehen. Doch ist es beeindruckend, wie der Wunsch nach Harmonie und der Wille zur Überwindung chaotischer Kräfte bis zuletzt Thema seiner künstlerischen Bemühungen blieb, und wie er, gänzlich unangefochten von den rasch wechselnden Moden und Tendenzen der Zeit, unbeirrbar den Zielen seiner "unzeitgemäßen" Kunst treu blieb.

Wenn, anläßlich der großen Retrospektiv-Ausstellung im Jahre 1970 in Bad Honnef von einem Kritiker die Frage gestellt wurde, wie der Maler wohl nach der Katastrophe des 2. Weltkrieges (und so müßte hinzugefügt werden - den Naturzerstörungen in den Jahrzehnten danach) weitergelebt hätte, so muß diese Frage unbeantwortet bleiben. Diese Katastrophen sind ihm erspart geblieben.

Broel hat in den frühen Jahren seiner künstlerischen Laufbahn Tagebuch geführt. Die teils sehr persönlichen Aufzeichnungen legen Zeugnis ab von den Leiden und Freuden des werdenden Künstlers. Ein paar Auszüge aus diesen Tagebüchern, die von den Besuchen in seiner Heimatstadt berichten, sollen angefügt werden:

"Honnef, 14. Oct. 1907: Wie oft bin ich in den letzten Sommerferien zu der großen Baumreihe an der Fähre nach Rolandseck gegangen, dort Motive zu suchen, umhergeirrt, ahnend, daß etwas Schönes dort zu machen sei, ohne daß es mir gelang. Endlich ist es mir nun doch geglückt. Anfang letzter Woche ging ich in die Dämmerung, einer plötzlichen Eingebung folgend, dorthin und sah die großen Bäume monumental gegen den abendlichen Himmel stehen. Ich war ganz erdrückt von dem Gesehenen ..."

"Honnef, 19. Oct. 1907: Es freut mich, daß ich allmählich die Landschaft diese Gegend, für die ich als Maler bisher nicht viel übrig hatte, etwas lieber gewinne ... Heute nachmittag machte ich mit P. einen Spaziergang ins stille Schmelztal. Ich war dort nicht gewesen während der letzten Wochen und hatte während meines vielen Zeichnens an den Ufern des Rheins gar nicht bemerkt, wie sehr die Färbung der Laubwälder fortgeschritten war. Es war wieder solch ein melancholischer Herbsttag. Ich war ganz erdrückt von der Kraft der Farben und fühlte zum wiederholten Male, doch so stark wie nie zuvor, daß die Landschaft, die ich am meisten liebe und die mich am stärksten packt, doch eigentlich die ist, in der ich aufgewachsen bin ..."

"Honnef, 9. Nov. 1907: Gestern nachmittag machte ich mit C. einen Spaziergang über Löwenburg ins Einsiedlertal ... Ein wundervoller Herbsttag. Ich sah herrliche Motive, vor allem an der romantischen Löwenburg, die ich immer lieber gewinne. Schon als Knabe erfaßte mich immer ein geheimnisvoller Schauer, wenn ich auf dem Wege mit der Vogelbeerwiese und dem großen Stein, vorbei an dem alten morschen Holzkreuz unter dicken Buchen, über bemooste Felsstücke und zerbröckelte Mauern zur Ruine hinaufstieg . . ."

"Honnef, 9. Dec. 1907: Papa hat sich das Schlüsselbein gebrochen! Ich sah schon meine ganze Zukunft über den Haufen geworfen, hatte schmerzlichst auf meine Kunst verzichtet und suchte schon nach schönen Seiten des Kaufmannstandes in der Kleinstadt ..."

"18. April 1908: Es ist mir oft furchtbar schwer, ein kalt berechnender Geschäftsmann zu sein nach all dem freien Verkehr mit so vielen gleichgesinnten Menschen ... Wie ein Arbeitsgaul an der Karre tue ich meine Pflicht, sitze abends im Casino am Biertisch und diskutiere mit über Stadtneuigkeiten. Wie reich war dagegen ein Tag in München. Werden mir noch einmal solche Stunden so frei und glücklich blühen ... werde ich bis dahin nicht verspießbürgert sein ...? Dann wieder stehe ich am Abhang der Löwenburg, vor mir saftige Wiesen im Frühlingsschmuck, blühende Obstbäume, die Buchenhänge des Einsiedlertales und dahinter die welligen Rücken des Westerwaldes ... und so kann ich wohl für Augenblicke alles Schwere vergessen . . ."

"Honnef, 17. Mai 08.: In rechter Sonntagsstimmung zogen wir zur Löwenburg,
zu der uns besonders der düstere Weg mit dem gewaltigen Stein (nüchtern betrachtet ist er höchstens 30 cm. hoch), der sich herumdrehen soll, wenn er Mitternacht schlagen hört, und das dunkle Gemäuer der Burg anregte. Dann folgten wir ohne Weg und Steg einem reizenden Wiesental, gar nicht malerisch, aber von jener herben Poesie, die mir meine Heimat immer lieber macht ... Ich muß fortwährend den Waldrand anschauen und immer gehen meine Gedanken vom Schreiben zum Handwerk. Wie er so mächtig daliegt vor diesem Duft der Ferne und dem durchsichtigen Blau des Himmels und die sanftgewellten Linien der Wiese so energisch abschließt ... Wie soll man dies nur darstellen? Gestern morgen wollte ich es versuchen mit dem Stift. Ich habe lange, lange davorgesessen und nicht gewagt, überhaupt anzufangen. Ganz verzweifelt warf ich mich ins Gras, den Kopf auf den Armen, Gesicht zur Erde und blieb so liegen bis Mittag ... Heute morgen setzte ich mich dann wieder an den Waldrand und habe ihn auch gezeichnet. Es wurde besser, als ich nach den gestrigen Ereignissen gedacht hätte. Vielleicht wird es auch einmal gut. . ."

"Forsthaus Löwenburg, 8. Oct. 08.: Da bin ich also! Ich kann es selbst noch kaum begreifen, daß es wirklich wahr ist. Meine Freude ist noch nicht ganz rein. Allerhand geschäftliche Sorgen spuken noch in meinem Kopf. Es hat sich während des nüchternen Daseins der letzten Monate eine Schale um meine Seele gelegt. Sie ist noch nicht wieder empfänglich für alle Reize und Schönheiten der Natur wie vordem. Aber ich hoffe, daß meine Freude bald wieder hell und klar sein wird. Ich fühle, wie die Schale langsam auftaut. Die Löwenburg hat ihren alten Zauber noch nicht verloren für mich ..."

"Honnef, 8. Jan. 1910: Mit Prof. Reifferscheid war ich seit meinem letzten Besuch oft zusammen ... Vor kurzem zeigte ich ihm das Mucherwiesental, das er noch nicht kannte. Es war ein prachtvoller Tag, einer jener trüben Tauwettertage, an denen die Farben bis zur letzten Ferne hin so satt und klar sind. Ich war selten glücklicher in meinem Beruf als nach dem Urteil dieses tüchtigen Künstlers, nicht weil er lobte oder tadelte, sondern weil er den hinter dem Maler steckenden Menschen so gut verstand und auch bei den mißlungenen Sachen das Wollen erkannte ... Das gibt mir die beruhigende Gewißheit, daß ich mit meinen Anschauungen und der Selbstkritik auf dem rechten Weg bin ... und wieder wurde ich mehr und mehr in der Ansicht bestärkt, daß ich das Persönlichste in der Heimat suchen müßte. Dasselbe sagte auch Reifferscheid: Diese Landschaft hat noch keiner gemalt, die müssen sie entdecken, und niemand wird es besser können als Sie ... !"

Bei einem seiner Besuche in Honnef notiert Broel eine Bemerkung aus den Tagebüchern des Malers Wilhelm Steinhausen (18461924) in sein Skizzenbuch:
"Die Malerei ist die Aufzeichnung eines Wechselgespräches zwischen der Seele und der Natur. Sie ist ein Versuch, sich mit der Natur zu verständigen, ihre Sprache zu verstehen. In jeder Form, in jedem Ding liegt ein Geist verborgen, der mit uns zu reden verlangt. Das ist der notwendige Inhalt des Kunstwerks."
Mit diesen Worten Steinhausens wird genau das definiert, was auch für Georg Broels künstlerische Bemühungen bestimmend war.



Aus
Karl Günter Werber
Georg Broel - Erinnerungen an einen rheinischen Maler
in: Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises 1994, S. 119-124
Rheinlandia-Verlag, Siegburg 1993

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